Draghi gesteht: Target-Salden sind ein Problem

Heutzutage muss man Orwells Neusprech beherrschen oder aufmerksam zwischen den Zeilen lesen, um die Mächtigen zu verstehen. In einer Rede bei der katholischen Akademie in München verteidigte EZB-Chef Mario Draghi seine Geldpolitik auf kuriose Weise. Die EZB fühle sich der Geldstabilität verpflichtet. Selten so gelacht. Während die vom Staat berechnete Inflation tatsächlich im Zaum ist, bemerkt der Normalbürger die Inflation bereits an allen Ecken und Enden: Lebensmittelpreise, Mieten, Rohstoffpreise, Strompreise und vieles mehr ziehen scharf an. In der heutigen Bild steht in einer winzigen Meldung, dass Holz inzwischen so teuer ist, dass es ständig geklaut wird (online nicht verfügbar). Förster sichern Bäume bereits mit RFID-Chips (!).

Unter anderem begründet Draghi seine Politik damit, dass Deutschland sonst für die Target2-Salden aufkommen müsse. Die Maßnahmen verringerten das “hypothetisch bestehende Risiko” eines Zusammenbruchs im Euroraum in dessen Folge deutsche Bürger die Target2 Salden übernehmen müssten. Ach was? Monatelang erzählt man uns, dass diese Salden kein Problem sind, obwohl Experten wie Prof. Sinn und Peter Boehringer das glatte Gegenteil sagen und jetzt plötzlich will man uns vor dem Ausfall schützen? Das nennt sich Schuldeingeständnis, Herr Draghi! Man könnte es auch Erpressung nennen, oder Hegelsche Dialektik oder Problem – Reaktion – Lösung. Erst sorgt man für die Target-Salden, dann reagieren die Politiker mit Panik und die Lösung kann natürlich nur die Zentralbank liefern, die für die Entstehung der Salden verantwortlich ist.

In seiner Rede (hier im Wortlaut) begründet er sein Vorgehen auch noch mit der katholischen Soziallehre:

“In gewisser Weise stellt sich die „soziale Frage“ des 19. Jahrhunderts, welche die Katholische Soziallehre inspiriert hat, neu…

Scheinbar wurde diese Frage in den letzten Jahrzehnten aus rein ökonomischer Perspektive betrachtet. Die unsichtbare Hand des Marktes – wenn man sie frei schalten und walten lässt – bringt letztlich für alle ein besseres Ergebnis, so zumindest die Theorie. Das rationale Handeln des „Homo oeconomicus“ schien losgelöst von ethischen Erwägungen wie Nächstenliebe, Mitgefühl und Anstand. In Vergessenheit war geraten, dass für Adam Smith, den Vater der Marktwirtschaft, der „Wohlstand der Nationen“ untrennbar mit seiner „Theorie der ethischen Gefühle“ verbunden war.”

Jaja, der böse Markt. In Wirklichkeit ist die Botschaft von Jesus Christus sehr wohl mit der freien Marktwirtschaft vereinbar. Bald werde ich einen Artikel dazu veröffentlichen, dass der auf freiwilligen Handlungen beruhende  Markt sogar eine der Kernbotschaften des Christentums ist. Lesen Sie hierzu auch das Buch “Jesus, der Kapitalist” von Robert Grötzinger.

Böse Zungen mögen den Grund für die Verdrehungen des Bilderbergers Mario Draghi in dem nächsten Absatz sehen:

“In der Jesuitenschule in Italien, die ich besuchte, gab es einen leitenden Grundsatz: unser Streben nach höheren Leistungen muss immer mit Integrität und einer moralischen Zielvorgabe verbunden sein: Es soll letztendlich zur Schaffung einer besseren und gerechteren Welt beitragen.”

Stelle anheim, selbst darüber nachzudenken, was wohl ausgerechnet der ehemalige Vizepräsident von Goldman Sachs International unter einer besseren und gerechteren Welt(ordnung) verstehen könnte…