Dorfdepp Seppi und das Geldsystem

Da jetzt ein privat gefilmtes (aber genehmigtes) Video von meinem Compact-Vortrag über das Geldsystem online ist, hierzu noch einige Anmerkungen.

Der Vortrag wurde mit der Handykamera gefilmt, deshalb ist die Bildqualität schlecht, aber der Ton ist gut.

Ursprünglich sollte ich über Bitcoins sprechen, aber ich wollte dann doch auf die vorher geäußerte Zinskritik eingehen, daher musste ich das Zahlenbeispiel aus dem Kopf machen. Hier ist es nochmal:

Behauptung: In jedem Produkt stecken 40% Zinsen.

Nein, im Produkt stecken nur die Herstellungskosten. Die Frage der Finanzierung ist davon getrennt zu betrachten. Beispiel:

Investition: 10 Millionen. Gewinn: eine Million. Mein Unternehmen ist 100 Millionen Euro wert (zb. an der Börse).

a) Ich finanziere mit Eigenkapital, gebe also 10% der Anteile für 10 Millionen ab.

Gewinn auf die 10 Millionen Eigenkapital für die Investition: 10%.

Niemand würde behaupten: In dem Produkt “stecken” zehn Prozent abgegebene Unternehmensanteile.

b) Ich nehme 9 Millionen Fremdkapital zu 5% auf.

Gewinn = 1 Million – Zinsen 450000 = 550000. Aber ich habe nur 1 Million Eigenkapital (und 9 Millionen FK) eingesetzt. Gewinn auf das Eigenkapital: 55%

Der Kreditnehmer hat hier also den Vorteil, nicht der “böse Mensch”, der Zinsen verlangt.

Ausführlicher hier.

Außerdem habe ich meine Geschichte vom Dorfdepp Seppi abgebrochen, weil vor mir Prof. Berger und Andreas Popp saßen und schon etwas säuerlich dreinschauten. Mit der Geschichte soll auch nicht gesagt sein, dass jeder Zinskritiker ein Depp ist, sondern dass man kein Geldexperte sein muss, um in einer Welt mit freiem Marktgeld zurechtzukommen.

Die Geschichte wäre eigentlich so weiter gegangen (am Besten erst Video schauen):

Der Goldman Sachs Berater hat Glück, Seppi kommt vorbei und lässt sich das Schwundgeld andrehen. Seppi geht zum Bäcker und will bezahlen. Der Bäcker sagt: “Du, Seppi, das ist Scheisse.”

Aufgrund meiner natürlichen Fähigkeit zur Empathie, dachte ich mir, das könnte die Anwesenden vor den Kopf stoßen und habe es gelassen. An der anschließenden Diskussion können Sie aber erkennen, dass es bei manchen gar nichts bringt, egal wie sehr man sich bemüht, es verständlich zu erklären. Da muss dann nur einer behaupten, der Kapitalismus (oder noch besser: Die Goldwährung!) zerstört die Umwelt und schon brandet Applaus auf. Ich wusste mir in der Kürze der Redezeit nicht anders zu helfen als zu sagen: Bitte Leute, beschäftigt euch mit Ökonomie. Das bringt aber auch wenig. Ökonomie ist wahrscheinlich auch böse in deren Augen. In Wirklichkeit ist Ökonomie aber nichts anderes als die Beschäftigung mit der Natur des Menschen. Und einzig die Österreichische Schule berücksichtigt diese.

Leider liegt die Fähigkeit zum abstrakten Denken nicht in der Natur jedes Menschen (Zumindest nicht ad hoc. Grundsätzlich beherrscht es jeder, wenn er sich Zeit nimmt), vermutlich, weil es über Jahrtausende nicht überlebenswichtig war. Ich werde mir aber weiterhin Mühe geben, Beispiele zu finden, die jeder kapieren kann. In meinem nächsten Buch “Die Vereinigten Staaten von Europa (aktueller Erscheinungstermin 4.12.) nehme ich mir beispielsweise die meist gestellten Fragen zum Anarchismus vor:

Wer baut dann die Strassen?

Was ist, wenn neue Monopole entstehen?

Was ist, wenn sich ein Sicherheitsunternehmen bis an die Zähne bewaffnet und alle anderen überfällt?

Diese Fragestellungen sind ähnlich komplex wie das Geldsystem, aber ich denke, mir ist eine gute Darstellung gelungen.

Hier also mein Vortrag:

Die anschließende Diskussion (bei der sich Jürgen Elsässer als praxeologischer Austrian entpuppt):

Zum Schluss möchte ich noch meinen persönlichen Lieblingssatz aus meinem nächsten Buch vorab veröffentlichen:

Fehlende Kenntnisse über die Natur des Menschen sind der Untergang der Menschheit.