Von der ökonomischen Unmöglichkeit des Plan B der Wissensmanufaktur

Warum der Plan B von Andreas Popp und Rico Albrecht von der Wissensmanufaktur aus ökonomischen Gründen nicht funktionieren kann

Endlich hat es geklappt und Rico Albrecht und ich konnten vor der Kamera über den Plan B diskutieren. Rico war sogar so nett, mich mit dem Auto mitzunehmen, es gibt also keine persönlichen Animositäten. Ergänzend zu dem Video (bitte vorher ansehen bzw. parallel zum Text aufrufen) möchte ich hier noch einmal erklären, warum der Plan B aus ökonomischen Gründen nicht funktionieren kann.

Mathematisch formalisiert lässt sich der Plan B so darstellen:

Der Wert eines Vermögensgegenstandes sind die zukünftigen abgezinsten Erträge.

a) Beispiel Anleihe A: 10%, thesaurierend:

Jahr 1: 110, Jahr 2: 121, 3: 133,1 4: 146,41 5: 161, 05 => Jahr 0: 100 = Gegenwartswert (161,05 mit zehn Prozent abgezinst)

b) Fließendes Geld, 100 Einheiten:

Jahr 1: -10, 2: -10 3: -10 4: -10 5: -10 6: -10 7: -10 8: -10 9: -10, 10: -10: => Wert im zehnten Jahr 100 -100 = 0 => Gegenwartswert = 0

c) Grundstück:

Jahr 1: -x, 2: -x, 3:-x …….. bis in alle Ewigkeit => Jahr 0 = – unendlich

d) BGE = fließendes Geld = 0

Ökonomischer Wert Plan B:

e) B = 0 (FG) – unendlich (Grundstück) + 0 (BGE) = – unendlich

=> staatlich kontrolliertes TV

=> Verfolgung von Regimekritikern

=> Plan B = Big Brother = NWO

a) Solange die Erträge bekannt und sicher sind, lässt sich ein exakter Gegenwartswert berechnen, in diesem Beispiel liegt er bei 100. Sobald sich das Zinsniveau ändert oder die Bonität des Schuldners in Frage gestellt wird, ändert sich der Gegenwartswert.

b) Im Falle des fließenden Geldes ist aber sowohl das Zinsniveau als auch die Bonität des Schuldners irrelevant. Denn das fließende Geld wirft ja keine Erträge ab, sondern erwirtschaftet sichere Verluste. Egal mit welchem Zinssatz man abzinst, der Gegenwartswert ist immer 0. Dies gilt auch für unser heutiges Geld, weil es beliebig vermehrbar ist. Im heutigen System ist diese Tatsache besser verschleiert, früher oder später kehrt aber auch jede Papierwährung zu ihrem inneren Wert Null zurück, wie schon Voltaire erkannt hat.

Rico Albrecht behauptet in dem Interview mehrfach, das fließende Geld würde nicht weniger wert. Aber er will ja mit der “Umlaufsicherung” etwas finanzieren, also muss der Bürger natürlich um den Betrag mehr arbeiten, der den entsprechenden Staatsausgaben entspricht. Ob man nun davon spricht, dass die Bürger weniger haben oder das Geld weniger wert sein wird (also der ausgegebene ursprüngliche Schein) ist irrelevant. Ausgaben können nur durch Produktion finanziert werden. Also muss man das Geld dafür von den produktiv tätigen Menschen wegnehmen. Man kann sich eben nicht reich drucken oder wie Baron von Münchhausen am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen.

c) Um also zu verhindern, dass die Leute in Immobilien fliehen, muss der Plan B einen Wert von unter Null erzeugen und genau das gelingt ihm. Da jedem Grundstück eine unendlich lange Reihe von negativen Zahlungen auferlegt wird, beträgt der Wert eines Grundstückes minus unendlich. An dieser Stelle könnte entgegnet werden, dass das Grundstück ja auch Erträge erwirtschaftet. Genau dieser Ertragswert soll laut Plan B auch besteuert werden. Das Problem: Die Besteuerung ist sicher, die Erträge aber nicht. Hätte Rico – in der Studiosituation wohl überrascht von der Argumentation – diesen Einwand gebracht, hätte ich ihn und Robert Stein folgendes gefragt, um die Situation zu erläutern:

Stellt euch vor, ich plane folgendes Geschäftsmodell: Meine Idee ist, eine Fabrik zu bauen, die alle Waren in rosa produziert. Welche Rendite brächte das? Die Antwort: Weder Rico, noch Robert, noch ich, noch der Heilige Geist wissen es. In einer Marktwirtschaft werden Millionen verschiedener Geschäftsmodelle ausprobiert. Die meisten scheitern und wir sehen nur die Überlebenden. Die negativen Auszahlungen im Plan B nach einem fiktiven Ertragswert sind aber absolut sicher. NIEMAND, wirklich NIEMAND auf der ganzen Welt würde sich auf solch ein Harakiri-Unternehmen einlassen und ein Grundstück mit sicheren Verlusten kaufen, in der Hoffnung, sie durch die Erträge kompensieren zu können. Der Unternehmer muss ja ohnehin schon das Geschäftsrisiko, die Investitions- und Finanzierungskosten und so weiter tragen. Genau deshalb besteuert der Staat ja in der Regel tatsächlich angefallene Erträge und nicht fiktive, obwohl er mit dem zunehmenden Sozialismus auch diese Regel immer weiter aufweichen wird. Schweden hatte in bestimmten Fällen Steuersätze von über 100 Prozent, bevor dort eine gewisse Trendwende zu weniger Staat einsetzte.

Das alles drückt sich in einem mathematischen Wert von „minus unendlich“ aus. Ein Grundstück oder ein Vermögensgegenstand alleine ist nichts wert, solange keine Erträge anfallen. Das ist von entscheidender Wichtigkeit, weil damit alle Menschheitsbeglückungsmodelle mathematisch widerlegt werden können. Egal, ob sie Gemeinwohl-Ökonomie, Sozialismus, Venus-Projekt oder Plan B heißen. Alle diese Modelle suggerieren auf die eine oder andere Weise eine Planbarkeit, die es einfach nicht gibt. Nichts ist ohne Risiko. In einer freien Marktwirtschaft überleben diejenigen, die richtig geplant haben und im Verhältnis zu den erfüllten Bedürfnissen am wenigsten Ressourcen verbrauchen. Sie werden durch hohe Gewinne für ihr hohes Risiko belohnt und anschließend dafür beneidet, dass sie angeblich für das Nichtstun Geld bekommen. Den Verlierern weint niemand hinterher. Die Planwirtschaftler dagegen setzen den Erfolg schon voraus, obwohl sie ohne echte Marktpreise noch nicht einmal richtig kalkulieren können. Das hat Ludwig von Mises schon ausführlich in „Die Gemeinwirtschaft“ herausgearbeitet.

d) Da das bedingungslose Grundeinkommen in fließendem Geld ausgezahlt wird, ist es auch nichts wert. Die Leute würden versuchen, es so schnell wie möglich in langlebige Sachwerte umzutauschen, was – ähnlich wie unter unserem heutigen Schwundgeld – Spekulationsblasen erzeugt. Dies müsste wiederum verboten werden. Letztendlich dürfte man nur noch Waren wie Lebensmittel kaufen, die noch schneller verderben als das fließende Geld. Das war auch das Problem beim angeblichen „Wunder von Wörgl“. Zum bedingungslosen Grundeinkommen und der Zinskritik im Allgemeinen habe ich bereits Texte und stundenlange Videos erstellt.

e) Der Plan B hat einen ökonomischen Wert von minus unendlich. In Worte übersetzt heißt das, er ist unmöglich durchführbar.

Was mich am Plan B (weitere ausführliche Analysen hier) so fasziniert: Ich habe Rico Albrecht jetzt einigermaßen kennengelernt und bin ganz sicher, dass er absolut überzeugt vom Plan B ist und nichts Böses im Schilde führt. Er wiederum denkt, ich verstünde den Plan B nur nicht. Aber auf eine perfide Art und Weise fügen sich die verschiedenen Komponenten des Plan B tatsächlich zusammen. Man benötigt tatsächlich ein staatlich kontrolliertes Fernsehen, damit den Leuten die oben erklärten Zusammenhänge nicht zu schnell klar werden. Letztendlich scheitert der Plan B aber ohnehin recht schnell an seiner ökonomischen Unmöglichkeit.

Warum ich soviel Wert darauf lege, mich mit solchen Plänen auseinanderzusetzen: Es beschäftigt sich ohnehin nur ein verschwindend kleiner Prozentsatz der Menschen mit diesen Themen. Wenn wenigstens diese dafür zu gewinnen wären, sich endlich einmal mit Ökonomie und der Österreichischen Schule zu beschäftigen, wären wir schon viel weiter.

In dem Interview mit Robert Stein und Rico Albrecht ist mir, denke ich, meine Verzweiflung darüber anzumerken, dass ich meine Gesprächspartner und damit sicherlich auch sehr viele Zuschauer einfach nicht erreiche. Ich werde mich aber weiterhin bemühen. Rico hat schon signalisiert, dass er weitere Diskussionen wünscht, weil die Zeit zu kurz war, wie ich auch fand. Ich diskutiere natürlich liebend gerne fünf Stunden am Stück um jedes Argument so lange zu drehen und zu wenden, bis es jeder kapiert.

Den meisten Menschen ist es ein Gräuel, sich mit Ökonomie zu beschäftigen und das ist verständlich. Aber Ökonomie ist nunmal die Lehre vom menschlichen Handeln. Man kann niemanden dazu zwingen, sich mit den Menschen zu beschäftigen, aber zumindest sollten sich diese Leute dann damit zurückhalten, die Menschen zu diesem oder jenem zu zwingen, sprich Politik machen zu wollen.

Oder wie es der große Murray Rothbard auf den Punkt gebracht hat:

“Es ist kein Verbrechen volkswirtschaftlich ungebildet zu sein, alles in allem ist es ein spezialisiertes Lehrfach und eines, welches die meisten Leute als »schwarze Wissenschaft« ansehen. Aber es ist ganz und gar unverantwortlich eine laute, lärmende Meinung zu ökonomischen Fragen zu haben, während man sich in diesem Zustand der Unwissenheit befindet.”

Das ist nicht als Affront gedacht, sondern eine nüchterne Feststellung. Den vielen Planwirtschaftlern da draußen würde kein Zacken aus der Krone brechen, wenn sie zugeben würden, dass sie sich geirrt haben. Ich bin ganz sicher, wenn Andreas Popp und Rico Albrecht sich hinstellen und sagen würden, wie haben uns geirrt, würde ihre Popularität nicht sinken, sondern steigen, weil ein solches Eingeständnis ganz selten vorkommt. Und die gute Arbeit, die sie in anderen Bereichen leisten, würde sogar noch aufgewertet werden.

Andreas Popp und Rico Albrecht betonen immer, der Plan B würde wie ein Komponentenkleber nur dann funktionieren, wenn alle Teile zusammenspielen. Das ist eine falsche Metapher. Richtig wäre: Wenn nicht jeder Teil für sich funktioniert, funktioniert auch das Ganze nicht. Ein Auto mit viereckigen Rädern, schlechten Bremsen, kaputtem Motor und schiefem Lenkrad fährt nicht.

Der Plan B ist ein Auto mit vier viereckigen Rädern. Wird nie fahren.