Mein Gespräch mit einem linken Anarchisten

Ende letzten Jahres lud der Lokalsender Radio Lora in München Jörg Bergstedt und mich zu einer Diskussion ein. Bergstedt selbst bezeichnet sich nicht als linken Anarchisten, aber er lehnt “Kapitalismus” (so wie er ihn versteht), Tausch und Eigentum ab, also passt der Begriff schon.

Mittlerweile ist das ganze Gespräch in zwei Teilen auf Youtube. Gesendet wurde hauptsächlich der erste Teil:

Auf Facebook und in einem Kommentar auf Youtube ist ein interessantes Phänomen zu beobachten. Dort heißt es sinngemäß, dass Jörg besser argumentiert hat. Ich vermute es liegt daran, dass er mehr geredet hat. Ich habe deshalb sowenig gesagt, weil ich ihn am Ende genau an den Punkt führen wollte, wo er dann auch landete, nämlich, dass er mich nicht mit Gewalt von meinem Eigentum vertreiben würde. Damit ist er automatisch “Anarcho-Kapitalist” (was in Wahrheit dasselbe ist wie Anarchist, siehe hier), auch wenn er es rhetorisch ablehnt.

In diesem interessanten Video von freiwilligfrei wird erklärt, warum die meisten Menschen durch vernünftige Argument nicht zu überzeugen sind:

In politische Diskussionen sind NICHT die Hirnareale beteiligt, die für logisches Denken zuständig sind, sondern Emotionen. Bei den meisten Entscheidungen spielt die Ratio keine Rolle, zum Beispiel auch beim Einkaufen.  Dort beurteilten Probanden zum Beispiel eine gleichwertige Strumpfhose nur deshalb besser, weil man sie zuletzt in der Hand hatte. Eine ähnliches Phänomen beobachtet man in den Diskussionen (Z.B. BGE), bei denen ich schlicht weniger Redezeit hatte. Daher betone ich auch immer, wie wichtig es ist, sich intensiv mit der Materie zu beschäftigen. Es gibt keine Abkürzungen zu einem guten Buch. Mein Focus Money-Kollege Thomas Wolf sagte immer: “Die Menschen denken nicht, sie fühlen.” Das fasst es sehr gut zusammen.

Man kann das Phänomen aber auch nutzen. Politiker regieren ja mit Angst. Es muss also gelingen, den Bürgern klar zu machen, dass der Staat die größte Bedrohung überhaupt ist. Das versuche ich zum Beispiel in meinem neuen Buch. Finanzwesen, Bildung, Gesundheit, Rente und Justiz sind alle hochreguliert oder direkt staatlich und genau deshalb marode. Planwirtschaft funktioniert eben nicht.

Im zweiten Teil ging es um sogenannte “Verschwörungstheorien” (die wir beide ablehnten). Dort kam ich in die Lage Gerhard Wisnewski und Jürgen Elsässer zu verteidigen. Das ist natürlich schwierig, schließlich bin ich nicht dafür verantwortlich, was andere schreiben. Ich kenne aber beide gut genug, dass ich die Vorwürfe nicht im Raum stehen lassen konnte. Ich denke, ich konnte so manches ausräumen. Ebenso die Vorwürfe gegenüber dem Kopp-Verlag.

Insgesamt fand ich es ein spannendes, lehrreiches und gut geführtes Interview, in dem wir alle meistens die Contenance bewahren konnten.

In diesem Transkript eines Vortrages von Hans-Hermann Hoppe können die (rationalen) Argumente nachgelesen werden, warum nur durch Erstaneignung Konflikte gewohnheitsmäßig vermieden werden können.