Generation Praktikum: Nahles in den Knast

Zum Thema Mindestlohn für Praktikanten lasse ich zunächst eine Expertin zu Wort kommen. Uta Glaubitz – seit 18 Jahren Berufsberaterin – schreibt in einem insgesamt sehr lesenswerten Kommentar auf Welt Online:

“Falls es überhaupt junge Leute gibt, die monatelang unbezahlt Kaffee kochen, liegt das nicht am fehlenden Mindestlohn. Sondern viel wahrscheinlicher an einer unterirdischen Karriereplanung.

Und die sieht etwa so aus: Man studiert Germanistik und interkulturelle Kommunikation, macht ein Praktikum in einer Eventagentur und danach in einer Bürgerinitiative. Dann schwenkt man um auf Sozialpädagogik und Gesundheitswissenschaften, um sich danach ein Bewerbungstraining vom Arbeitsamt finanzieren zu lassen. Eine Basis, irgendwann damit seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, legt man dadurch nicht…

Eigentlich sollte die Grundlage jeder Lebensplanung lauten: “Ich bin selbst dafür verantwortlich, irgendwann meinen Lebensunterhalt zu erwirtschaften. Meine Freiheit liegt darin, dass ich selbst entscheiden kann, ob ich das als Lateinlehrer oder Systemadministratorin tue.” Ausnahmen gelten für Härtefälle.

Ein Härtefall aber ist nicht, wer aus freien Stücken Theaterpädagogik und Beratungswissenschaften studiert. Meine wichtigste Erkenntnis aus 18 Jahren Berufsberatung lautet denn auch: Man sollte niemandem signalisieren, geschweige denn zusichern: “Auch wenn Du nichts kannst und nichts willst – ein paar Euro kommen dabei schon rum. 8,50 Euro die Stunde plus Wohngeld, was sich dann beides auch noch automatisch erhöht.” Wer so etwas unterstützt, züchtet eitles Nichtskönnen und Rumtelefonieren.”

In dem Artikel erklärt die Autorin zudem wie der Mythos von der Generation Praktikum entstand. Glaubitz überspitzt hier etwas. Denn tatsächlich gibt es eine Reihe von Leuten, die mehrere Praktika machen und trotzdem keinen festen Job bekommen. Das liegt aber daran, dass der Staat Millionen Arbeitsplätze vernichtet hat. Aufgrund der zahlreichen Konkurrenz durch Arbeitssuchende können sich die Unternehmen natürlich die allerbesten Bewerber rauspicken, so dass die Wahrscheinlichkeit sinkt, dass man bereits im ersten Anlauf übernommen wird. Das ist reine Wahrscheinlichkeitsrechnung.

Es kann aber kein Zweifel daran bestehen, dass Unternehmen bestrebt sind, gute Praktikanten zu übernehmen. Natürlich dienen sie auch als billige Arbeitskräfte, aber sie werden auch ausgebildet. NIRGENDS lernt man mehr als im Job – nicht in der Schule, nicht im Studium. Und wenn dann eine Stelle frei wird, oder neue Mitarbeiter gesucht werden, weil das Geschäft gut läuft (Jaja, liebe Sozialisten, das ist Grundvoraussetzung dafür, dass Arbeitsplätze entstehen: Dass es dem Unternehmen gut geht, sprich, es GEWINN macht, also die Bedürfnisse der Kunden, also Ihre und meine, erfüllt.), stellt ein Unternehmen in aller Regel lieber einen guten Praktikanten ein, von dem es schon weiss wie er arbeitet, als jemanden der noch völlig unbekannt ist.

Ich habe in zig Unternehmen gearbeitet – auch mal im Lager oder in der Poststelle – und über meinen Job als Wirtschaftsjournalist hunderte Unternehmen kennengelernt. Gute Leute versucht man immer zu halten. Unternehmen, die anders agieren gehen unter. So habe ich also etliche gute Praktikanten erlebt, die danach Karriere machten. Der beste Praktikant, den ich je hatte, bekam nach wenigen Wochen ein Volontariat, danach einen Redakteursposten, nach kurzer Zeit eine leitende Stelle und nach zwei oder drei Jahren hat ihn eine Großbank für eine Führungsposition abgeworben (Mirko, Du alter Verräter! Ich hoffe, Du kannst inzwischen die Newtonschen Gesetze beim Einsturz von Hochhäusern anwenden.) So weit ich mich erinnere, waren seine Noten aus dem Studium nicht überragend.

Damit sind wir beim springenden Punkt: Es gibt etliche Leute, die man als “Spätzünder” bezeichnen könnte. Sie kamen in der Schule oder dem Studium nicht gut zurecht, was angesichts der Qualität der staatlichen Verwahranstalten auch nicht verwunderlich ist. Manche genossen lieber das Leben, bevor der Ernst desselben so richtig begann. In unserem System haben es solche Leute schwer einen Job zu finden, weil es ja genügend Bewerber mit guten Noten gibt.

Ein Praktikum bietet aber die Möglichkeiten, zu zeigen was man drauf hat. Dass man inzwischen begriffen hat, dass einem die Trauben nicht in den Mund fliegen, sondern man sich anstrengen muss. Durch den Mindestlohn werden diese Leute der Möglichkeit beraubt, zu zeigen was sie können. Schon jetzt kündigen die Hälfte der Unternehmen an, Praktikantenstellen zu streichen, wie der Focus berichtet. Dem Artikel können Sie auch entnehmen, dass die meisten Praktikanten zusätzlich zu ihrer kostenlosen Ausbildung sehr wohl bezahlt werden.

Es ist nur logisch: Wenn ich einen Praktikanten genauso bezahlen muss wie einen Festangestellten, kann ich auf eine voll ausgebildete Arbeitskraft zurückgreifen, die schon Zeugnisse von anderen Arbeitgebern vorzuweisen hat.

Andrea Nahles schadet damit genau jenen, denen die SPD angeblich helfen will: Den Schwächeren. Hier also jenen, die auf dem Papier vielleicht keine erstklassigen Referenzen haben, aber gewillt wären, sich jetzt reinzuhauen. Sie beraubt Tausende von Menschen ihrer Chance. Auf gut deutsch: Sie versaut ihnen das Leben. Sie erklärt sie auch noch für so unmündig, dass sie nicht in der Lage wären aus freien Stücken einen Vertrag einzugehen. Aber alt genug, sie zu wählen, sind sie schon. Allerdings sollten sie ihr eher den Stinkefinger zeigen, als sie zu wählen.

Da dieser Zusammenhang so sonnenklar ist, dass ihn ein Kleinkind begreift, kann man Frau Nahles nur eine von zwei Dingen unterstellen: Ein gehöriges Maß an krimineller Energie oder absolute Unfähigkeit. Möglicherweise auch beides.

Wenn es gerecht zuginge auf dieser Welt, würden solche Leute im Knast oder in der Irrenanstalt landen und nicht auf einem Ministerstuhl, wo sie vom Geld derer leben, die sich trotz ihrer Sabotageversuche einen Arbeitsplatz ergattert haben.