Startseite

Durchgeknallt

Oliver Janich
Kolumne0 Kommentare0 views

Welcher durchgeknallte Drehbuchautor schreibt das Skript für unsere Politiker? Vor zehn Jahren führte die Union den sogenannten demokrafischen Faktor in der Rentenversicherung ein. Er berücksichtigte die simple Tatsache, dass es immer weniger Junge und immer mehr Alte in diesem Land gibt.

Nachdem die SPD den Faktor wieder abschaffte, merkte Schröder 2003 dann, dass es doch keine so schlechte Idee wäre auf die Realität ein wenig Rücksicht zu nehmen. Er führte die Formel als Nachhaltigkeitsfaktor unter hämischen Beifall der Union wieder ein. Die beiden Volksparteien haben ausnahmsweise mal kapiert, denkt der unbedarfte Bürger. Exakt diese beiden Parteien setzen den Faktor jetzt aus, um die Rentner nicht zu vergraulen.

Das Schlimmste: es gab ja noch nicht mal Proteste der Senioren. Was machen die erst, wenn die Älteren in der Mehrheit sind und lauthals Forderungen stellen? Wann wird der Wähler endlich vernünftig?

Focus Money, 16.4. 2008

 

Vorheriger ArtikelVerstaatlichung Telekom
Nächster ArtikelSubventions-Irrsinn

Ähnliche Beiträge

Keine Antworten

  1. mullus

    fakt ist, die heutigen rentner haben hart gearbeitet und solidarisch eingezahlt, deshalb ist es recht und billig einen inflationsausgleich zu zahlen.
    und was den faktor angeht, der galt als hinweis für die – heute – unter 40 jährigen – damit sie für ihre altervorsorge was tun.
    warum sie nichts sagen? als wähler benehmen sie sich – ja wie eigentlich? – verweigerer oder linkspartei?
    egal, auch hier fehlt eine ernst zu nehmende diskussion.

  2. 4dem.de

    Die alles andere als homogene Verschwörungs-Szenerie wartet mit gegensätzlichen Erklärungsmodellen auf. Für mich bleibt es reine Spekulation, was viele deutsche Bürger zum Stillhalten motiviert, wo Franzosen, Italiener oder Polen viel schneller auf die Barrikaden klettern.

    Nur Mehrheiten und Öffentlichkeit verändern die Parteienlandschaft. Was daraus wird, ist eine ganz andere Geschichte. Jedenfalls hat die Abstimmung mit den Füßen Ende der Achtziger Jahre aus zwei deutschen Staatgebieten eines hervorgebracht.

    Hans Kolpak
    Biß der Woche

  3. Wessel

    Fakt ist aber auch, dass es den heutigen Rentnern so gut geht wie (voraussichtlich) keiner anderen Rentnergeneration.
    Ich bin der Meinung, dass jeder der jahrelang eingezahlt hat auch ein Anrecht auf Rente hat.
    Ich selber bin einer der Sandwich-Generation. Bedeutet:
    – ich werde frühestens mit 67J vollen Anspruch auf gesetzliche Rente haben (defacto Rentenkürzung)
    – ich muss privat aus meinem Netto vorsorgen (Riester/Rürup)
    – ich muss meine private Rente später versteuern.
    Gut ich kann teilweise meine Rentenbeiträge steuerlich geltend machen. Doch auch ich habe in den letzten Jahren teilweise weniger als den Inflationsausgleich an Lohnsteigerungen erhalten. Wiso sollten die Rentner mehr bekommen?

  4. mullus

    fakt ist aber auch, dass der heutige rentner mehr in DM eingezahlt hat als der zukünftige rentner in 2030 in €
    auch hat er heute, wocon nie die rede war, einen krankenkassenbeitrag zahlen und den ostzuschlag. die zinserträge sind halbiert (bedeutet vermögensabbau) und die quellensteuer frisst zusätzlich kapital. sollte er auch noch vor 20 jahren gebaut haben, muss er “nachrüsten” – auch so kann man die leute zwingen etwas für die beschäftigung zu tun, nur leider werden sie dabei ärmer. p.s. die versteuerung der rnte erfolgt schrittweise, also auch der heutige rentner wird – sofern er älter wird – seine rente versteuern müssen. ( so wie es heute aussieht ohne ausgleich) er muss die inflation tragen, man kann sich schon vorstellen warum man von einer verarmung der rentner spricht.