Die Nichtwähler-Kampagne: Kult oder Gehirnwäsche?

In folgendem Videobeitrag gehe ich der Frage nach, ob es rational ist, nicht zum Wählen zu gehen, wenn es eine libertäre Alternative wie die Partei der Vernunft gibt. Nachdem ich nachweise, dass es irrational ist, Menschen zum Nichtwählen aufzufordern, untersuche ich die Frage, wie es zu so einer irrationalen Überzeugung kommen kann.

Die Aufnahme ist vor einigen Wochen in einem TV-Studio gemacht worden. Ursprünglich war geplant, zur Unterstützung der Argumentation Schautafeln einzublenden. Da die Mitarbeiter des Studios derzeit aber stark ausgelastet sind, ist es bisher nicht dazu gekommen. Daher habe ich darum gebeten, mir die Aufnahmen der Frontkamera (es waren ursprünglich drei Kameras) zu schicken. Ich denke, wenn man konzentriert zuhört, wird die Argumentation auch so klar.

Wie man logisch argumentiert, habe ich auch in dem Artikel “Ist Wählen unmoralisch?” erklärt. Unter diesem Artikel werde ich nur noch auf Argumente eingehen, die eine logische Struktur besitzen. Ich werde mir nicht unzählige weitere Nichtwähler-Videos ansehen, bin aber nach wie vor bereit, vor der Kamera zu diskutieren. Alles andere wäre Zeitverschwendung.

Ich gehe nicht davon aus, dass die Protagonisten der Nichtwähler-Kampagne von meinem Video überzeugt werden. Je länger man einer Gehirnwäsche ausgesetzt ist, desto schwerer ist sie abzuschütteln. Aber ich hege die Hoffnung, Menschen zu überzeugen, deren Geist noch offen ist und die nicht wie Lemminge irgendwelchen Gurus hinterherlaufen. Zudem kann man die verwendeten Techniken zukünftiger Nichtwähler-Videos besser entlarven oder erkennen, nachdem man mein Video gesehen hat.

Vermutlich werden auch keine logischen Argumente kommen, sondern Ad hominem-Angriffe. Die Art der Präsentation sowie die Qualität des Videos wird kritisiert werden, oder es wird behauptet werden, dass ich nur im eigenen Interesse handle, da ich Vorsitzender einer Partei bin (und damit keinen Cent verdiene, nebenbei bemerkt). Das wäre dann aber ein sicheres Zeichen dafür, dass demjenigen die logischen Argumente fehlen.

Der größte Wert des Videos wird wohl sein, dass nun auch rationale Libertäre ein Video posten können, wenn sie mal wieder mit einem Nichtwählervideo konfrontiert werden, was auf Facebook nahezu täglich passiert. Daher lade ich jetzt auch das Video hoch, obwohl es nicht die geplante Form hat.

Wir brauchen für die Bundestagswahl jede Unterschrift, die wir kriegen können und die Zeit ist knapp.

Zum Abschluss hier noch, was der geniale Libertäre, Murray Rothbard, in “Die Ethik der Freiheit” zum Wählen schrieb. Der Gute musste sich also damals schon mit dem Problem herumschlagen:

“Der linke Sektierer hingegen wittert ‘Unmoral’ und ‘Verrat der Grundsätze’ bei jedem Gebrauch strategischen Verstandes, um Übergangsforderungen auf dem Weg zur Freiheit zu verfolgen – auch bei solchen Forderungen, die das letztliche Ziel hochhalten und ihm nicht widersprechen. Der Sektierer sieht überall – selbst in rein strategischen, taktischen oder organisatorischen Belangen – ‘moralische Grundsätze’ und ‘liberale Grundsätze’. In der Tat greift der Sektierer gewöhnlich jeden Versuch, über die bloße ständige Wiederholung des gesellschaftlichen Ziels hinauszugehen und politische Einzelprobleme von dringenster Priorität aufzugreifen und zu untersuchen, als eine Aufgabe von Prinzipien an. (…) Der linke Sektierer kleidet sich in das Mäntelchen der ‘Reinheit’ und macht durch diese Verurteilung aller notwendigen strategischen Schritte zum letztlichen Ziel sein eigenes höchstes Ziel zunichte. (…) Der linke Sektierer mag sich etwa – in Verzweiflung über die jahrelange nutzlose Wiederholung seiner Reinheit, während der er in der wirklichen Welt keine Fortschritte gemacht hat – in das berauschende Dickicht des rechten Opportunismus stürzen, um irgendeinen kurzfristigen Fortschritt zu erzielen, selbst zu Lasten des Endzieles…”

“Viele anarchistische Libertäre behaupten, es sei unmoralisch, Wählen zu gehen oder sich an politischen Aktionen zu beteiligen. Das Argument ist, dass der Libertäre dem Staatsapparat durch eine solche Teilnahme an staatlichen Aktivitäten seinen moralischen Segen geben würde. Doch eine moralische Entscheidung muss eine freie Entscheidung sein – der Staat hingegen platziert die Menschen einer Gesellschaft in ein unfreies Umfeld, in eine allgemeine Matrix des Zwangs. Der Staat existiert – bedauerlicherweise –, und die Menschen müssen also ganz zwangsläufig innerhalb dieser Matrix damit beginnen, ihre Bedingungen zu erleichtern.

Lysander Spooner hat ja darauf hingewiesen, dass die Wahlteilnahme in einem Umfeld staatlichen Zwangs keine freiwillige Zustimmung impliziert. In Wirklichkeit ist es so, dass, wenn uns der Staat schon erlaubt, regelmäßig unsere Herrscher auszuwählen – so eingeschränkt diese Auswahl auch sein mag –, es mit Sicherheit nicht als unmoralisch erachtet werden kann, wenn man diese beschränkte Chance nutzt, um zu versuchen, sich der staatlichen Macht zu entledigen.

Der Staat ist also nicht einfach ein Teil der Gesellschaft. Der überwiegende Teil dieses Buches zielt ja gerade darauf ab zu veranschaulichen, dass es sich beim Staat nicht – so wie es die meisten utilitaristischen Freimarktökonomen glauben – um eine legitime gesellschaftliche Institution handelt, die lediglich dazu neigt, bei den meisten ihrer Aktivitäten stümperhaft und ineffizient zu sein. Ganz im Gegenteil: Der Staat ist eine inhärent illegitime Institution organisierter Aggression, also organisierter und geregelter Verbrechen gegen die Menschen und ihr Eigentum.”